Kanton will 20 Millionen Franken in die Sanierung des Berufs- und Weiterbildungszentrums Rorschach-Rheintal investieren
«Wenn wir noch länger warten, fällt uns die Decke auf den Kopf», sagt Rolf Grunauer, Rektor des Berufs- und Weiterbildungszentrums Rorschach-Rheintal. Damit meint Grunauer nicht, dass ihm langweilig geworden sei. Nein, er meint es wortwörtlich so. Das Berufs- und Weiterbildungszentrum, kurz BZR, müsse dringend erneuert werden. «Damit in diesem Gebäude auch künftig ein zeitgemässer und inspirierender Unterricht möglich bleibt, braucht es gezielte bauliche Massnahmen», sagt Grunauer.
Zu diesem Schluss kam auch der Kanton St.Gallen. In einer Medienmitteilung vom 25. September teilt die Regierung mit, dass beim Kantonsrat im Rahmen des Budgets 2026 ein Sonderkredit über rund 20 Millionen Franken beantragt wurde. Dieser soll für bautechnische Anpassungen und für Umgestaltungen der Lehr- und Lernbereiche des Berufs- und Weiterbildungszentrums Rorschach-Rheintal eingesetzt werden. Der Kantonsrat berät das Budget im Dezember.
Moderne Unterrichtsformen fordern angepasste Infrastruktur
Die Erneuerung der Infrastruktur tangiert die beiden Tätigkeitsfelder der Schule. Zum einen die Grundbildung, in der jährlich 2000 Lernende in 15 Berufen ausgebildet werden. Zum anderen die Weiterbildung (WZR), die mit den Lehrgängen privater Anbieter in Konkurrenz steht. «Die Infrastrukturansprüche der beiden Bereiche sind unterschiedlich», sagt Rektor Grunauer.
«Neue Unterrichtsformen und Technologien verändern die Ausbildung unserer Lernenden – entsprechend müssen auch die Räumlichkeiten weiterentwickelt werden.» So werden zum Beispiel ehemalige Computerräume heute kaum noch genutzt, da die Lernenden ihre eigenen Laptops mitbringen. Deshalb entstehen daraus moderne Lernlandschaften, die neue Lernformate ermöglichen.
Erhalt der Schulanlage soll sichergestellt werden
Dass die Sanierung einen Einfluss auf das Kundenverhalten am WZR haben könnte, glaubt Grunauer nicht. Das würde auch nicht angestrebt werden. Es sei vorwiegend das Ziel, den Erhalt der Liegenschaft sicherzustellen. «Nur ein kleiner Teil wird neu gebaut, beim Grossteil der Arbeiten handelt es sich um den Erhalt.» Die Schulanlage an der Feldmühlenstrasse entstand schliesslich im Jahr 1983.
Das Kantonale Hochbauamt St.Gallen bestätigt die Notwendigkeit der Sanierung auf Anfrage dieser Zeitung. Die veraltete Schulzimmerinfrastruktur würde moderne Unterrichtsformen nur teilweise zulassen. Auch sanitäre Anlagen, Garderoben und Duschen seien nicht mehr zeitgemäss. Hinzu komme eine in die Jahre gekommene Stromversorgung in den Schulzimmern.
«Die Lebensdauer der Anlage ist überschritten»
Dem Rorschacher Stadtpräsidenten ist der Sanierungsbedarf ebenfalls aufgefallen. «Erst kürzlich habe ich im Rahmen einer Weiterbildung einen Kurs dort besucht», sagt Robert Raths, «die Lebensdauer der Anlage ist eindeutig überschritten». Auch die aktuellen Standards für Erdbebensicherheit und Brandschutz seien nicht mehr erfüllt. Letzteres ist Raths am wichtigsten. Schliesslich soll das Bildungs- und Weiterbildungszentrum auch künftigen Generationen Freude bereiten: Genauer gesagt für mindestens 25 Jahre.
«Ich bin sehr dankbar, dass die Regierung dieses Vorhaben beantragt hat», sagt Raths. «Es ist eine sehr hohe Summe, aber wer eine gesicherte Zukunft mitgestalten möchte, muss auch viel dafür investieren.» So könne Rorschach als Stadt weiterhin attraktiv bleiben. «Früher war Rorschach hauptsächlich für die Industrie von Bedeutung, heute ist es auch ein Bildungsstandort.»
Umbau findet ab Sommer 2028 statt
Die Erneuerungen sollen laut dem Kantonalen Hochbauamt zu einer Verbesserung des methodisch-didaktischen Spielraums führen und damit neue Unterrichtsformen und -formate unterstützen. Die meisten Bauetappen sollen während der Sommerferien 2028 durchgeführt werden. Ein Provisorium ist deshalb nicht notwendig. Die grösste Bauphase dauert rund ein halbes Jahr: Im ersten Untergeschoss werden sämtliche Technikräume umgebaut. Der Schulbetrieb wird in dieser Zeit, trotz allfälliger Bauemissionen, weiter geführt.
Für die künftige Wärmeversorgung ist entweder eine Erdwärmsonden-Wärmepumpe oder der Anschluss an den Seewasser-Wärmeverbund der Stadt Rorschach vorgesehen, so das Kantonale Hochbauamt. Der endgültige Entscheid dafür steht noch aus.
St. Galler Tagblatt / Bericht: Nina Cascioni